Zur Bundestagswahl 2025 präsentierten fünf Umweltorganisationen, darunter der Deutsche Naturschutzring (DNR) und die Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF), eine umfassende „Agenda Klimaneutraler Luftverkehr“. Diese wurde als gemeinsamer Appell veröffentlicht und fordert entschiedene Maßnahmen, um den Luftverkehr nachhaltig zu gestalten. Die Kernpunkte umfassen
- eine Roadmap zur Klimaneutralität,
- eine Strategie zur Reduzierung des Fluglärms,
- ein Konzept zur Verringerung der Luftverschmutzung, das sich insbesondere auf ultrafeine Partikel (UFP) konzentriert.
Die Roadmap besteht aus acht Punkten, die von den NGOs als vorrangig bezeichnet werden und innerhalb der aktuellen Legislaturperiode umgesetzt werden sollten. Zu den Forderungen zählen der Aufbau einer Infrastruktur für strombasierte Kraftstoffe (Power-to-Liquid-Kerosin) durch die Bundesregierung und die Luftverkehrswirtschaft, eine Stärkung des Emissionshandels und der Energiebesteuerung auf EU-Ebene sowie die Weiterentwicklung der nationalen Luftverkehrssteuer, um eine gerechtere Besteuerung zwischen verschiedenen Verkehrsträgern zu ermöglichen. Zudem wird die Minimierung klimaschädlicher Nicht-CO₂-Effekte durch regulative Maßnahmen und finanzielle Anreize gefordert. Die staatlichen Subventionen für den Luftverkehr sollen langfristig abgeschafft werden, während attraktive Bahnangebote eine Verlagerung von Kurz- und Mittelstreckenflügen auf die Schiene erleichtern sollen. Besonders kontrovers ist die siebte Forderung: Eine allgemeine Reduktion des Flugverkehrs, solange keine klimaneutralen Alternativen zur Verfügung stehen. Diese Forderung stößt auf Widerstand, sowohl von der Luftverkehrswirtschaft als auch von den meisten politischen Parteien, da sie als unvereinbar mit den wirtschaftlichen Interessen und Wählererwartungen angesehen wird. Die NGOs weisen jedoch darauf hin, dass diese Maßnahme entscheidend ist, um internationale Klimaziele zu erreichen.
Die Strategie zur Lärmminderung zielt darauf ab, Fluglärm bis 2040 um 30 Prozent zu senken, wie es der EU Zero Pollution Action Plan vorsieht. Hierzu werden unter anderem eine Reform des Fluglärmschutzgesetzes, ein allgemeines Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr sowie strengere Lärmschutzverpflichtungen für Flughäfen vorgeschlagen. Diese Maßnahmen stehen in Einklang mit älteren Forderungen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Fluglärmkommissionen, die jedoch bisher kaum politische Unterstützung fanden.
Ultrafeiner Partikel (UFP)
Das Konzept zur Reduzierung der Luftverschmutzung betont insbesondere die gesundheitsschädlichen Auswirkungen ultrafeiner Partikel (UFP) und schlägt strengere Schwefel-Grenzwerte für Kerosin sowie eine Begrenzung des Aromatenanteils vor. Zudem soll eine Infrastruktur zur Messung von UFP aufgebaut und schwefelarmes Kerosin an Flughäfen verfügbar gemacht werden. Während diese Maßnahmen begrüßt werden, bleibt offen, ob sie ausreichen, um die Belastung durch Schadstoffe effektiv zu verringern. Stickoxide, die ebenfalls massiv zur Luftverschmutzung beitragen, bleiben weitgehend unerwähnt, obwohl sie insbesondere in Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet ein großes Problem darstellen.
Fazit
Zusammenfassend ist die „Agenda Klimaneutraler Luftverkehr“ stark realpolitisch geprägt und beschränkt sich auf umsetzbare Maßnahmen. Während sie dringend notwendige Reformen anspricht, fehlen ihr weitergehende Forderungen, die für eine umfassende Klimapolitik und den Schutz von Gesundheit und Umwelt erforderlich wären. Politische Kräfte, die eine konsequentere Umsetzung solcher Maßnahmen fordern könnten, sind gegenwärtig selten und haben es schwer, im Bundestag Gehör zu finden.
Weitere Informationen:
Bundesvereinigung gegen Fluglärm (BVF): Verbände fordern „Roadmap klimaneutraler Flugverkehr“ von künftiger Bundesregierung
Umweltverbände: Klima und Gesundheit schützen! “Agenda klimaneutraler Luftverkehr”
Minus20bis2030: Der Luftverkehr muss den Wachstumskurs verlassen und schrumpfen. Das ist auch wichtig, um den Fluglärm zu reduzieren!
Bild: KI generiert