Die Zahl der verspäteten Nachtflüge am Hamburger Flughafen nimmt weiter zu und stellt eine erhebliche Belastung für die Anwohner:innen dar. Laut unserer aktuellen Analyse gab es im Januar 42 verspätete Flüge nach 23 Uhr – doppelt so viele wie im Januar des Vorjahres. Dieser Anstieg liegt deutlich über dem langjährigen Monatsdurchschnitt von 30 verspäteten Flügen seit 2017.

BIG Fluglärm: Behörden lassen Situation eskalieren
„Die anhaltenden nächtlichen Verspätungen beeinträchtigen massiv die Nachtruhe vieler Menschen. Dennoch bleibt die Wirtschaftsbehörde untätig“, kritisiert Martin Mosel, Vorsitzender von BIG Fluglärm Hamburg.
Erneut führt Eurowings die Liste der häufigsten Verspätungstäter an. Diese und andere Airlines kalkulieren Verspätungen offenbar bewusst ein, da sie keine Konsequenzen fürchten müssen.
Bereits im Jahr 2024 wurden 987 verspätete Flüge zwischen 23 und 0 Uhr gezählt. Weitere 42 Flüge fanden zwischen Mitternacht und 6 Uhr statt. Der bisherige Negativrekord stammt aus dem Jahr 2018 mit 1.174 verspäteten Flügen.
Die bestehenden Regelungen, die verspätete Flüge nach 23 Uhr nur in „nachweisbar unvermeidbaren Ausnahmefällen“ erlauben, werden nicht ausreichend kontrolliert. In der Praxis werden verspätete Landungen und Starts im Nachhinein fast immer genehmigt – ohne ernsthafte Prüfung der Gründe. Für den Zeitpunkt des Fluges gilt im Vorhinein die Genehmigung erteilt („Genehmigungsfiktion“).
Flughafen zieht wirtschaftlichen Nutzen aus Verspätungen
Neben den Fluggesellschaften profitiert auch der Flughafen Hamburg direkt von den Nachtflugverspätungen. Jede verspätete Landung und jeder verspätete Start nach 23 Uhr führt zu höheren Entgelten, die jedoch nicht zweckgebunden für den Fluglärmschutz eingesetzt werden müssen.
Statt Maßnahmen zur Lärmminderung zu finanzieren, gehen diese Einnahmen direkt in die Kassen des Flughafens. Die Anwohner:innen tragen die Last, während der Flughafen wirtschaftlichen Nutzen aus den Verspätungen zieht.
BIG Fluglärm fordert sofortiges Handeln
Um die Situation nachhaltig zu verbessern, fordert BIG Fluglärm eine konsequente Durchsetzung der Nachtflugbeschränkungen und ein Ende der Duldung von verspäteten Flügen. Die 5-Punkte- Forderung lautet:
- Verschärfung der Nachtflugregelung und Sanktionen für Verstöße
- Abschaffung der pauschalen „Genehmigungsfiktion“ für verspätete Flüge
- Finanzielle Sanktionen für Airlines mit systematischen Verspätungen
- Verpflichtende Zweckbindung der Verspätungsentgelte für Lärmschutzmaßnahmen
- Langfristige Reduzierung des Nachtflugverkehrs und Förderung lärmarmer Alternativen
„Die Zahlen sprechen für sich. Wenn die Behörden nicht handeln, steuert Hamburg auf einen neuen Negativrekord an nächtlichen Verspätungen zu. Es braucht endlich eine konsequente Kontrolle und Regulierung“, so Mosel.
Wirtschaftsbehörde in der Verantwortung
Die Wirtschaftsbehörde unter Senatorin Melanie Leonhard (SPD) trägt die Verantwortung für die Einhaltung der Nachtflugbeschränkungen. Trotz der steigenden Beschwerden und belegten Zunahme der Verspätungen hat sie bislang keine wirksamen Maßnahmen ergriffen.
BIG Fluglärm fordert, dass die Behörde die bestehenden Regelungen konsequent durchsetzt, statt weiterhin auf freiwillige Maßnahmen der Fluggesellschaften zu setzen.
Die Anwohner:innen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen erwarten, dass ihr Recht auf Nachtruhe geschützt wird. Es ist höchste Zeit zu handeln!
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