Luftverkehr in der Klimakrise: Warum Deutschland jetzt umdenken muss

Der Luftverkehr steht weltweit vor einer gewaltigen Herausforderung: Die Klimaziele rücken in weite Ferne, während zentrale Technologien zur CO₂-Reduktion ins Stocken geraten. Airbus hat die Entwicklung wasserstoffbetriebener Flugzeuge verschoben, und die europäische Luftfahrtstrategie setzt nun nur noch auf einen minimalen Beitrag dieser Technologie bis 2050. Gleichzeitig fordert der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), zentrale Klimaschutzmaßnahmen wie die Luftverkehrssteuer und die verpflichtende Quote für nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) zurückzunehmen. Doch das wäre der falsche Weg.

Verzögerung bei Wasserstoffflugzeugen – eine Klimastrategie wackelt

Airbus hatte ursprünglich geplant, bis 2035 das erste wasserstoffbetriebene Verkehrsflugzeug auf den Markt zu bringen. Doch nun wurde das Budget für das ZEROe-Programm um 25 Prozent gekürzt, und Experten rechnen mit einer Verzögerung um bis zu zehn Jahre. Das bedeutet: Wasserstoffflugzeuge werden frühestens in den späten 2040er-Jahren einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Die Luftfahrtbranche reagiert auf diese Entwicklung: In der überarbeiteten “Destination 2050”-Roadmap wurde der Beitrag wasserstoffbetriebener Flugzeuge zur CO₂-Reduktion von ursprünglich 20 Prozent auf nur noch 6 Prozent gesenkt. Das zeigt, dass andere Maßnahmen nun stärker in den Fokus rücken müssen.

Die gefährlichen Forderungen des BDL

Während die Klimakrise dringendes Handeln erfordert, fordert der BDL das Gegenteil: Die Abschaffung der Luftverkehrssteuer und die Rücknahme der SAF-Quote. Begründet wird dies mit Wettbewerbsnachteilen für den Luftverkehrsstandort Deutschland. Doch diese Argumentation verkennt die Realität.

  1. Ohne Luftverkehrssteuer entfallen finanzielle Anreize zur CO₂-Reduktion. Der Luftverkehr ist der einzige Verkehrssektor, der von der Energiesteuer auf fossile Treibstoffe befreit ist. Die Luftverkehrssteuer ist eines der wenigen Instrumente, um zumindest einen Teil der externen Kosten des Fliegens einzupreisen. Eine Abschaffung würde Subventionen für klimaschädliches Fliegen zementieren.
  2. Die SAF-Quote treibt Innovation und Marktanreize voran. Die Beimischung nachhaltiger Flugkraftstoffe ist derzeit die einzige kurzfristig verfügbare Maßnahme zur Emissionsreduktion. Ohne eine verpflichtende Quote wird der Hochlauf von SAF ausgebremst, und Deutschland verliert den Anschluss an internationale Entwicklungen.
  3. Wettbewerbsfähigkeit erfordert Zukunftstechnologien – nicht Rückschritte. Langfristig wird der Luftverkehr weltweit nachhaltiger werden müssen. Wer jetzt in klimaschonende Technologien investiert, sichert sich einen Wettbewerbsvorteil. Rückschritte wie die Abschaffung von Klimamaßnahmen machen Deutschland nicht attraktiver, sondern schaden dem Standort.

Wie Deutschland reagieren muss

Da Wasserstoffflugzeuge als Lösung auf sich warten lassen, muss Deutschland jetzt handeln. Statt klimapolitische Maßnahmen zurückzunehmen, sollten folgende Schritte im Fokus stehen:

  • Verstärkter Einsatz von nachhaltigen Flugkraftstoffen (SAF): Da Wasserstoffflieger frühestens in den 2040er-Jahren eine Rolle spielen, sind SAF der Schlüssel zur CO₂-Reduktion. Die SAF-Quote muss beibehalten und ausgebaut werden.
  • Schärfere CO₂-Bepreisung: Eine gerechte Besteuerung fossiler Flugkraftstoffe ist essenziell, um die tatsächlichen Klimakosten einzupreisen und klimafreundliche Alternativen konkurrenzfähig zu machen.
  • Reduzierung unnötiger Flugstrecken: Alternative Mobilitätsformen müssen ausgebaut und gefördert werden, um Flugstrecken konsequent zu reduzieren.
  • Förderung technologischer Innovationen: Neben Wasserstoff sollten auch Hybrid- und Elektroflugzeuge intensiver erforscht und gefördert werden.

Fazit: Keine Rückschritte im Klimaschutz!

Die Luftfahrtbranche steht an einem Scheideweg: Entweder setzt sie auf nachhaltige Innovationen und langfristige Wettbewerbsfähigkeit – oder sie fällt durch das Festhalten an fossilen Geschäftsmodellen zurück. Die Forderungen des BDL sind rückwärtsgewandt und schaden nicht nur dem Klima, sondern langfristig auch dem Luftverkehrsstandort Deutschland. Eine neue Bundesregierung muss konsequent handeln, um die Weichen für den Klimaschutz in der Luftfahrt zu stellen. Das hilft dem Planeten und schafft auch mehr Ruhe für den Menschen.