Der Umweltverband BIG Fluglärm Hamburg hat seine „Zusammenfassung und Bilanz 2024“ zu Flugbewegungen, Nachtflügen und Fluglärm am Hamburger Flughafen vorgelegt. Der Bericht dokumentiert eine alarmierende Zunahme der Gesundheitsbelastung durch nächtlichen Fluglärm und macht deutlich, dass sofortiges Handeln erforderlich ist. Bereits im Dezember 2024 hat der Verband einen formellen Antrag auf Änderung der Betriebsgenehmigung des Flughafens gestellt, um die Bevölkerung vor weiteren Gesundheitsrisiken zu schützen. Die aktuellen Zahlen verstärken die Dringlichkeit dieses Antrags eindrucksvoll.
Rekordwerte bei verspäteten Nachtflügen und Ausnahmegenehmigungen
Im Jahr 2024 wurden am Hamburger Flughafen rund 127.000 Flugbewegungen registriert – 86 Prozent des Verkehrsniveaus von 2019. Doch während die Gesamtbewegungen noch unter Vor-Corona-Werten liegen, haben sich die nächtlichen Flugbewegungen dramatisch entwickelt. Mit 987 verspäteten Flügen zwischen 23 und 24 Uhr wurde ein neuer Höchststand erreicht – ein Anstieg um 22 Prozent im Vergleich zu 2023 (809 Fälle) und um 45 Prozent gegenüber 2019 (678 Fälle).
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Besonders alarmierend ist die Entwicklung der Ausnahmegenehmigungen für Flüge nach Mitternacht: Mit 42 genehmigten Flügen wurde der Vorjahreswert (26 Fälle) um 62 Prozent und der Wert von 2019 (25 Fälle) um 68 Prozent übertroffen.
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Eurowings, Marabu und Lufthansa sind die größten Nutzer der Verspätungsregelung
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Diese Fluggesellschaften nutzen die Verspätungsregelung besonders häufig aus, was die Gesundheitsbelastung in den Nachtstunden erheblich verschärft. Durch ihr wiederholtes Handeln tragen diese Fluggesellschaften maßgeblich zur Zunahme der Gesundheitsgefahren für die Anwohner bei.
„Die Zahlen sind ein Weckruf“, warnt Martin Mosel, Vorsitzender von BIG Fluglärm in Hamburg. „Die Gesundheit zigtausender Menschen wird jede Nacht aufs Spiel gesetzt. Die dramatische Entwicklung zeigt, dass die geltenden Regelungen völlig unzureichend sind, um die Nachtruhe, Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung zu schützen.“
Steigende Gesundheitsgefahren durch nächtlichen Fluglärm
Der Bericht zeigt bei der Entwicklung des Fluglärms eine Rückkehr und teilweise Überschreitung der vorpandemischen Werte, trotz verminderter Verkehrsleistung von 86 Prozent. Zudem belegt der Bericht, dass der nächtliche Fluglärm weit über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt – die gemessenen Werte weisen auf erhebliche Gesundheitsrisiken hin. Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und ein erhöhtes Schlaganfallrisiko sind nur einige der bekannten Folgen von nächtlichem Lärm.
„Fluglärm ist eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr, besonders in der Nacht“, betont Mosel. „Die Zahlen von 2024 machen klar: Der Schutz der Bevölkerung wird weiterhin den wirtschaftlichen Interessen geopfert. Die Untätigkeit der verantwortlichen Behörden ist nicht länger hinnehmbar.“
BIG fordert sofortiges Handeln
BIG Fluglärm erneuert seine Forderungen an Politik und Behörden und verweist auf den im Dezember 2024 gestellten Antrag zur Verschärfung der Verspätungsregelung. Die zentralen Forderungen des Verbandes lauten:
- Sofortige Verschärfung der Verspätungsregelungen: Drastische Reduzierung von Flügen nach 23 Uhrund Abschaffung pauschaler Ausnahmegenehmigungen.
- Verbindliche Kontrollen und Sanktionen: Klare Definitionen für „unvermeidbare Verspätungen“ und empfindliche Strafen bei Verstößen.
- Langfristige Reduzierung des Nachtflugverkehrs: Einführung eines konsequenten Nachtflugverbots zwischen 22 und 6 Uhr. Hamburg muss sich als Vorreiter für einen nachhaltigen und lärmreduzierten Flugbetrieb positionieren.
- Gesetzliche Anpassungen: Reform des Luftverkehrsrechts, um bundesweit wirksame Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit sicherzustellen.
Ein dramatischer Appell an die Politik
„Die Menschen in Hamburg können nicht länger auf Schutz warten. Die gesundheitlichen Schäden sind real und eskalieren weiter“, so Mosel abschließend. „Unser Antrag ist ein dringender Appell an die Politik, endlich zu handeln. Gesundheit und Lebensqualität müssen über wirtschaftlichen Interessen stehen.“
Der vollständigen Bericht kann hier eingesehen und heruntergeladen werden.
Der Hamburger Flughafen, eine innerstädtische Gesundheitsbelastung. Zusammenfassung und Bilanz 2024. Flugbewegungen, Nachtflüge und Fluglärm.
Hintergrund:
ES REICHT! Schluss mit unkontrolliertem nächtlichen Fluglärm am Hamburger Flughafen! – BIG Fluglärm stellt Antrag auf Einschreiten der Luftfahrtbehörde