Internationaler Aktionstag gegen Nachtflüge: BIG fordert klare Entscheidungen

Am 13. September findet weltweit der Internationale Tag für das Verbot von Nachtflügen an Flughäfen statt. In zahlreichen Städten Europas und darüber hinaus machen Bürgerinitiativen, Umweltverbände und Kommunen mit Aktionen und Veranstaltungen auf die unzumutbaren Belastungen durch Nachtflüge aufmerksam. Auch in Deutschland sind an diesem Tag Initiativen und Verbände an den großen Flughafenstandorten aktiv.

„Nachtflüge sind gesundheitlich besonders schädlich, sie rauben den Menschen den Schlaf und verschärfen die Klimakrise. Sie sind unnötig und vermeidbar. Medizinische Notfälle bleiben selbstverständlich ausgenommen – aber die Regel muss eine vollständige Nachtruhe sein“, erklärt Martin Mosel, Vorsitzender des Umweltverbands BIG Fluglärm Hamburg.

Hamburg ist Teil der internationalen Bewegung

Hamburg ist fest in die internationale Bewegung eingebunden: Gemeinsam mit weiteren Initiativen in Hamburg und Schleswig-Holstein tritt BIG Fluglärm in Hamburg für die Nachtruhe in Norddeutschland ein. Der Protest gegen Nachtflüge ist hier nicht Randthema, sondern Ausdruck einer wachsenden Belastung, die Politik und Flughafen gleichermaßen herausfordert.

Während Nachtruhe in allen Lebensbereichen gesellschaftlicher Konsens ist – von der Nachbarschaft bis zum Gewerbelärm – beanspruchen Flughäfen bis heute eine Sonderrolle. Was für alle anderen gilt, scheint für die Luftfahrt nicht zu gelten. Diese Ungleichbehandlung wird international zunehmend kritisiert.

Dringlichkeit in Hamburg

Die Entwicklung am Hamburger Flughafen zeigt die Dimension der Belastung:

  • 2024 wurden knapp 1.000 Flüge zwischen 23 und 24 Uhr gezählt – ein Rekordwert. Hinzu kamen 41 Ausnahmeflüge nach Mitternacht.
  • Bis August 2025 registrierte die BIG bereits 516 Flüge nach 23 Uhr – und zusätzlich 21 Flüge nach Mitternacht.

Diese Zahlen belegen: Die Nachtruhe wird in Hamburg systematisch unterlaufen. Was als Ausnahme geregelt ist, hat sich längst zum Normalzustand entwickelt. Von politischer Seite gibt es bislang weder wirksame Korrekturen noch den ernsthaften Willen, diese Entwicklung zu stoppen.

Medizinische Erkenntnisse: Nachtlärm macht krank

Studien zeigen, dass 30 bis 40 Prozent aller Schlaganfälle weltweit auf Umweltstressoren wie Luftverschmutzung, Hitze und Verkehrslärm zurückzuführen sind. Besonders der nächtliche Fluglärm gilt als gefährlich:

  • Er aktiviert Stresshormone, die Gefäßentzündungen verursachen.
  • Er führt zu Schlafmangel, der Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiken massiv erhöht.
  • Kinder, ältere Menschen und Herzkranke sind besonders gefährdet.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist ausdrücklich darauf hin, dass bereits nächtlicher Fluglärm ab 40 Dezibel massive gesundheitliche Schäden verursachen kann.

In einem Interview mit der RBB-Abendschau machte der Mainzer Umweltkardiologe Prof. Dr. Thomas Münzel deutlich, dass Lärm und Schlafstörungen als ernstzunehmende Umweltstressoren wirken – vergleichbar mit einem „stillen Killer“, der das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall erheblich steigert.

Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse machen klar: Nachtfluglärm ist kein Komfortproblem, sondern eine gravierende Bedrohung der öffentlichen Gesundheit.

Globale Proteste – lokale Verantwortung

Der Internationale Tag gegen Nachtflüge verbindet die lokalen Proteste mit der globalen Forderung nach Gesundheitsschutz, Klimaverantwortung und Respekt gegenüber den Betroffenen durch Fluglärm. Was weltweit auf die Straße getragen wird, ist auch in Hamburg dringend notwendig: klare Regeln, konsequente Durchsetzung und ein Ende der politischen Tabuisierung.

Die Forderungen aus Hamburg

Die Forderungen der BIG sind keine Unmöglichkeiten und überfordern offenkundig doch den politischen Handlungswillen.

  • Sofortiger Stopp der planbaren Nachtflüge.
  • Konsequente Durchsetzung der Nachtruhe auch bei Verspätungen.
  • Klare politische Entscheidungen statt unendlicher Prüfaufträge.

Nachtruhe ist ein Menschenrecht

„Nachtruhe ist kein Luxus, sondern ein Grundbedürfnis – und ein Menschenrecht. Wer Schlaf und Gesundheit raubt, zerstört Zukunft. Deshalb braucht es endlich klare politische Entscheidungen – und kein endloses Weiterreichen in immer neue Prüfaufträge. Hamburg muss sich jetzt eindeutig zum Nachtflugverbot bekennen. Die Reduzierung von Flugbewegungen und ein Ende des getriebenen Wachstums im Luftverkehr sind die besten Lösungen, um sowohl Gesundheitsprobleme als auch die Klimakrise wirksam zu bekämpfen“, so Mosel abschließend.

👉 Pressemeldung der BIG