Zum Jahreswechsel hat eine Meldung für große Aufmerksamkeit gesorgt: Trotz einbrechender Buchungen und ausgedünntem Winterflugplan führt die Lufthansa 18.000 Flüge durch, die es eigentlich gar nicht geben müsste.
Diese Leerflüge (oder sehr schlecht ausgelasteten Flüge) am Himmel über Deutschland und Europas sind nicht nur aus Gründen des Lärm- und Umweltschutzes ein Irrsinn, sie konterkarieren jede Bemühungen um den dringend erforderlichen Klimaschutz im Luftverkehr.
„Leider müssen wir diese 18.000 sinnlosen Flüge durchführen“, sagte ein Sprecher der Lufthansa. Sinnlos deswegen, weil sie wirtschaftlich keinen Sinn ergeben und somit erst recht nicht aus klimapolitischer Sicht. Geflogen werden muss dennoch. Streng nach dem Prinzip „use or lose“ – also „nutze oder verliere“, denn sonst droht der Lufthansa der Verlust wertvoller Start- und Landerechte in Europa. Diese sogenannten Slots werden durch die Europäische Union vergeben. Doch wer nicht fliegt, verliert seine Rechte.
Im ersten Jahr der Pandemie 2020 hatte die EU diese Regelung noch ausgesetzt. Normalerweise müssen Airlines mindestens 80 Prozent der ihnen zugeteilten Slots nutzen, um ihre Rechte zu wahren. Die EU hatte die Grenze auf 50 Prozent heruntergesetzt, um während der Pandemie die Zahl der leeren oder halbleeren Maschinen im europäischen Luftraum zu reduzieren. In den USA wurde eine ähnliche Anpassung vorgenommen. Im Dezember, als die Corona-Zahlen zunächst rückläufig waren, bestätigte die EU-Kommission zwar die 50-Prozent-Regelung, kündigte aber für Ende März eine Erhöhung auf 64 Prozent an.
Weil die Beförderung von Passagieren auf vielen trotzdem bedienten Routen deshalb zur Nebensache geworden ist, gibt es im Streit um die Slot-Regelung eine ungewöhnliche Verteilung der Rollen: Umweltaktivisten und große Airlines machen gemeinsam Druck auf die EU, die sich sonst gerne als ein globaler Vorreiter beim Klimaschutz gibt.