Ultrafeinstaub durch Luftverkehr – die ausgeblendete Gefahr!

Seit Jahren ist bekannt: Im Umfeld von Flughäfen können die Belastungen durch Ultrafeinstaub bzw. ultrafeine Partikel deutlich erhöht sein. Die Turbinen-Abgase der Flugzeuge bei der Abfertigung, beim Starten, Landen und Rollen auf dem Vorfeld und zu den Startpositionen stoßen erhebliche Mengen an Ultrafeinstaubpartikeln (UFP) aus. Der Flugverkehr am innerstädtischen Hamburger Flughafen stellt dabei ein besonderes hohes Gesundheitsrisiko dar. Die Abgasfahnen der Flugzeuge sind direkt auf dichtbesiedelte Wohngebiete gerichtet.

Das Umweltbundesamt (UBA) hat als Hauptquelle für den Ultrafeinstaub in der Umgebung von Flughäfen die Turbinen-Abgase mit einem Anteil von 90 Prozent ausgemacht. Die Hälfte davon entfällt auf Rollbewegungen der Flugzeuge, die andere Hälfte auf Start- und Landevorgänge. Die Berechnungen des UBA zeigen, wie sehr der Flughafen die Ultrafeinstaubbelastung dominiert: In einem Kilometer Entfernung vom Flughafenzaun hat der Flughafen einen Anteil von bis zu 25 Prozent an der Gesamtbelastung durch ultrafeine Partikel. Diese UFP werden mit dem Wind in die Umgebung getragen und führen dort zu stark erhöhten Konzentrationen. Wegen der in Hamburg seit Jahren vorherrschenden Windrichtungen aus Westen und Südwesten sind besonders die Stadtgebiete im Nordosten, Osten und Südosten betroffen.

Zu einer deutlichen Zunahme von UFP und anderer Schadstoffe trägt besonders die Verbrennung von Kerosin mit einem hohen Schwefelgehalt bei. Der bislang geltende Grenzwert für den Schwefelgehalt bei Kerosin übersteigt unverhältnismäßig hoch die Grenzwerte für Autos, Bahnen und Schiffe. Die EU-Grenzwerte bzw. geltenden Normen für Schwefel in Kraftstoffen variieren derzeit enorm.

Die wesentlichen Erkenntnisse aus den Messungen und Modellierungen sind:

  1. Der Flughafenbetrieb stellt eine bedeutende Quelle für eine UFP-Belastung im Umfeld dar.
  2. Bei Wind aus Richtung Flughafen tritt eine signifikant erhöhte UFP-Konzentration auf.
  3. Der Tagesgang der Partikelkonzentration korreliert mit dem Verlauf der Betriebszeiten des Flughafens.

Die Bevölkerung im Umfeld des Hamburger Flughafens ist einer Vielzahl gesundheitsschädlicher Einflüsse ausge- setzt, die in ihrer Bedeutung gravierend unterschätzt oder bewusst ausgeblendet werden. Neben den massiven Lärmbelastungen belasten auch die hohen Konzentrationen an ultrafeinen Partikeln die Gesundheit der Menschen.

„Der Flughafenbetrieb in Hamburg ist eine bedeutende Quelle von Ultrafeinstaub. Trotzdem wird bisher lediglich Feinstaub bis zu einer Partikelgröße von jeweils 10.000 Nanometer (PM10) gemessen, nicht aber Ultrafeinstaub“, sagt Martin Mosel der neue Vorsitzende des BIG | Dachverband der Bürgerinitiativen und Vereine für Fluglärm-, Klima- und Umweltschutz e.V. in Hamburg.

„Die Hamburger Umweltbehörde scheint über die Ultrafeinstaubbelastung durch den Flughafen nicht informiert zu sein. Wir brauchen qualifizierte dauerhafte Messungen insbesondere in den Wohngebieten mit Abluftfahnen des Flughafens. Die UFP-Emissionen können deutlich reduziert werden durch den Einsatz von entschwefeltem Kerosin – mit den Grenzwerten für Benzin und Diesel. Emissionsabhängige Flughafen-Entgelte würden wichtige Anreize geben, moderne Triebwerkstechnologien in Hamburg einzusetzen. Der Flughafen und die Deutsche Flugsicherung können zudem mit einer optimierten Ablaufplanung unnötige Rollwege der Flugzeuge und Wartezeiten mit laufenden Triebwerken an den Startköpfen vermeiden“, fordert Martin Mosel.

Im Kern der Belastungsauflösung braucht es aber eine deutliche Reduzierung des Luftverkehrs, wodurch auch die Belastungen durch die UFP sinken würden. „Die Maßnahmen sind nicht neu und zugleich einfach umzusetzen. Es fehlt am politischen Willen und der unternehmerischen Einsicht“, so Mosel verärgert.

Weitere Informationen:

https://www.hlnug.de/fileadmin/dokumente/luft/sonstige_berichte/ufp/UFP-Zweiter_Zwischenbericht_20190819.pdf

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/einfluss-eines-grossflughafens-auf-zeitliche

Titelfoto: S. Simons/Wikimedia Commons)